Ginge es Thomas Weber rein ums Geld, hätte er wohl längst seinen Beruf als Journalist gewechselt. Doch das Finanzielle treibt den wissbegierigen Marchfelder nicht an. Vielmehr ist es die tiefe innere Überzeugung, dass es andere Blickwinkel braucht, um eine neue Sicht auf die wesentlichen Dinge des Lebens zu bekommen. Als Herausgeber von Biorama, einer Zeitschrift und Plattform für den bewussten Konsum, einen nachhaltigen Lebensstil sowie gesunden Lebenswandel sieht er es als seine Aufgabe, diese Themen einer breiten Leserschaft nahezubringen.
Doch der Reihe nach: Thomas Weber wuchs im Marchfeld auf, entschied sich nach erfolgreichem Schulabschluss für ein Studium in der nahen Großstadt Wien. Und dachte damals nicht im Traum daran, je wieder in seinem Heimatort sesshaft zu werden. Heute lebt er mit seiner Familie ebendort und kann sich als bekennender „Rückkehrer“ keinen schöneren Lebensmittelpunkt vorstellen: „Ich fühle mich der Gegend verbunden. Genieße die Ruhe, die Natur, die Tierwelt mit vertrautem Rehwild und den Bussarden, die hoch über unseren Köpfen ihre Kreise ziehen.“ Von geschönter Romantik will er aber nichts hören, im Gegenteil: „Alles hier ist menschengemacht. Über die Jahre hinweg entwickelt sich trotzdem eine eigene Identität. Die Natur war in meinem Leben eine Zeitlang eher wenig präsent – während meiner Jugendzeit, als ich zum Studieren nach Wien gegangen bin. Mittlerweile habe ich mit dem Marchfeld als Kulturlandschaft aber meinen Frieden geschlossen.“
„ Stadt und Land sind kommunizierende Gefäße: Ich würde ohne die Weltstadt Wien in Reichweite nicht hier wohnen wollen, brauche aber die Natur und das Landleben, sonst wäre mit die Stadt nicht so wertvoll.“
Es braucht neue Zugänge
Thomas Weber ist jemand, der nichts von vornherein schönredet. Die Dinge immer zweimal hinterfragt, sich auf Diskussionen offen einlässt und den eigenen Blickwinkel mit jeder gewonnenen Erkenntnis schärft. „Mit dem Magazin Biorama habe ich eine zeitgemäße Plattform geschaffen für den bewussten Konsum unserer allen zur Verfügung stehenden Güter. Es geht um die Überzeugung, dass es neue Zugänge braucht sowie einen unromantischen Blick: auf Lebensmittel, internationale Handelsabkommen, Weltpolitik, erneuerbare Energien, Verkehr, Tourismus, Food Waste und die gesamte Kreislaufwirtschaft. Wir möchten den Leser:innen durch die Biorama-Brille zeigen, auf welche Weise unser Team von freischaffenden Journalist:innen, Fotograf:innen und Autor:innen die Welt und die dahinterliegenden Zusammenhänge sieht."
„Ich halte es für extrem zynisch zu argumentieren, dass man sich den Klimaschutz nicht leisten kann. Wir können es uns vielmehr nicht leisten, nichts zu tun.“
Denn das sich rasch was ändern muss, ist Weber in aller Deutlichkeit bewusst: „Wir haben in Hinblick auf Ökologie und der Klimakrise einen akuten Handlungsbedarf, so dass ich keine einzige Ausrede mehr gelten lasse. Noch dazu kommt, dass Österreich in dieser Diskussion eine Ausnahmerolle einnimmt, weil wir ein reiches Land sind, was die Lebensmittelversorgung, Trinkwasser und dergleichen angeht. Daher halte ich es für extrem zynisch zu argumentieren, dass man sich den Klimaschutz nicht leisten kann. Wir können es uns vielmehr nicht leisten, nichts zu tun.“
Nachhaltig im Alltag
Thomas und seine Familie leben auch privat sehr bewusst. Seine Lebensmittel bezieht er allesamt aus der regionalen Umgebung, vornehmlich im Biohofladen Bubenicek: „Den wenigsten ist bewusst, dass es im Marchfeld nicht nur Gemüse wie Spargel, Getreide und ein wenig Obstbau gibt. Die Vielfalt an Produkten ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Und: Regionales Einkaufen und das Thema Bio werden immer wichtiger. Ich beziehe mein Biorindfleisch beispielsweise vom Biohof Harbich, Speck und Wurst vom schwäbisch-hällischen Schwein erzeugt der Biohof Hubicek. Und mein Marchfelder Bio-Knoblauch kommt von Richi Prossenitsch aus Zwerndorf. Unser Bioladen ist voll mit Lebensmitteln von Leuten, die ich alle persönlich kenne. Das kann man eigentlich von allen Regionen in Niederösterreich behaupten: Die Produzent:innen vor Ort sind richtig gut von der Qualität her und auch gut vernetzt.“
... und auf Reisen?
Auf seinen Reisen – die er möglichst nachhaltig zu gestalten versucht – ist Thomas Weber keiner, den man mit seiner Familie in großen Hotelburgen antreffen wird: „Wir mieten uns gern in kleine persönlich geführten Betrieben oder Privatunterkünften ein. So lernt man auch die Menschen kennen, die dort leben, und wie sie ticken. Erst dann kann man ein Land richtig erleben und erfassen.“ Die Anreise erfolgt dabei oft mit dem Zug: „Es ist eine ganz andere Art zu reisen. Es bedeutet ein bisschen mehr Planung, man packt anders ein, man ist meistens länger unterwegs. Aber man hat dann vom Kopf her einen ganz anderen Zugang zur Reise, das Abenteuer beginnt schon mit der Zugfahrt." Souvenirs, die Thomas fast von allen Reisen mit heim bringt, sind Honig und Käse, weil man da „die Landschaft schmeckt." Emotional nimmt er vor allem die „persönliche Aufladung von fremden Orten und Menschen", die er unterwegs getroffen hat, mit. „Wenn man mit fremden Orten und Menschen persönliches verbindet, dann ist es einem nicht mehr egal, wenn man in den Nachrichten von diesem Ort hört oder wer davon erzählt. Je mehr man von der Welt gesehen hat, desto weniger kann sie einem egal sein."
Thomas Weber wurde 1977 in Wien geboren und lebt im Marchfeld. Weber ist Journalist und Herausgeber der Plattform Biorama. Ein Netzwerk aus freischaffenden Journalist:innen, Fotograf:innen und Autor:innen widmet sich möglichst unvoreingenommen allen Themen des nachhaltigen Lebens. Das Magazin Biorama erscheint sechsmal jährlich für den gesamten deutschsprachigen Raum, Sonderausgaben ergänzen das Angebot, etwa das letzte Niederösterreich gewidmete Heft „Stadt-Land-Fluss". Webers Bücher „100 Punkte Tag für Tag" und „Ein guter Tag hat 100 Punkte" zeigen niederschwellige, alltagstaugliche Ideen für eine bessere Welt auf und sind im Residenz Verlag erschienen.
Biorama Buch „100 Punkte Tag für Tag“ Buch „Ein guter Tag hat 100 Punkte“